{"phaenomen":{"titel":"Direktivpräpositionen","phid":"31","author":"Lenz, Alexandra N.","kurzbeschreibung":"<p class="bodytext">Das im Folgenden diskutierte Phänomen ist im Bereich der Präpositionalphrasen mit Richtungsangaben angesiedelt, genauer: Es geht um zielgerichtete Direktivkonstruktionen, die als Adverbialkomplement des Verbs <i>kommen </i>fungieren. Standardsprachliche Präpositionen, die in diesem Kontext auftreten können, sind v.a. die Präpositionen <i>nach</i>, <i>zu </i>und <i>in</i>, unter denen die ersten beiden den Dativ regieren, die letztere hingegen –&nbsp;als Direktivpräposition –&nbsp;mit Akkusativ steht (s. (1)):</p><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">(1) </span>Zielgerichtete Direktivkonstruktionen im Kontext des Vollverbs <i>kommen&nbsp;<br /></i>(zitiert nach E-VALBU: <i>kommen</i>)</p></div><div class="indent"><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">a.</span> <i>Kind, was machst du denn zu Weihnachten, kommst du zu mir? <br /></i>(die tageszeitung, 02.12.1995, S. 39)</p></div></div><div class="indent"><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">b.</span> <i>Wenn Sie mal nach Köln kommen, besuchen Sie uns.</i></p></div></div><div class="indent"><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">c. </span><i>Die Mäuse kommen in unsere Wohnung. </i>(Spiegel, 8/1993, S. 159)</p></div></div><p class="bodytext">In den Dialekten Hessens – und nicht nur dort –&nbsp;treten weitere Präpositionen auf, die von Seiten standardsprachlicher Nachschlagewerke als „regionale“ Besonderheit eingestuft werden (vgl. etwa Duden Zweifelsfälle 2011: 147). Die Rede ist von den Präpositionen <i>nach </i>und <i>bei</i>, die in nicht-standardsprachlichen Varietäten (auch) als Direktivpräpositionen mit Dativ (<i>kommst du nach mir?</i>) bzw. mit Akkusativ (<i>kommst du bei mich?</i>) erscheinen.</p>","detailbeschreibung":"<p class="bodytext">Direktivkonstruktionen zeichnen sich in der Regel durch eine Richtungspräposition aus, die den Akkusativ regiert. Hingegen stellen Richtungsangaben mit Dativ regierenden Präpositionen laut Duden Grammatik (2016) zumindest in der Standardsprache des Deutschen die Ausnahme dar: </p><div class="indent"><p class="bodytext">Während der Dativ, wenn er eine Opposition zum Akkusativ bildet, für die Bezeichnung der Ruhelage verwendet wird […], kennzeichnen einige Präpositionen, die nur den Dativ regieren, auffälligerweise Richtungsangaben. Solche Richtungspräpositionen mit Dativrektion sind: <i>nach, zu, von, aus, ab</i>. (Duden Grammatik 2016: 623) </p></div><p class="bodytext">Standardsprachlich ist die Präposition <i>zu</i> insbesondere dann die präferierte Variante, wenn es um „die Kennzeichnung einer Hinwendung vor allem bei Personennamen und -bezeichnungen [geht]: <i>zum Arzt gehen. Tom geht zu Eva. Der Bus fährt zum Zoo</i>.“ (Duden Zweifelsfälle 2011: 477). Zu den regional markierten Alternativen, die in standardsprachlichen Nachschlagewerken diskutiert werden, gehören einerseits die Präposition <i>nach</i>, die „vor allem im Norddeutschen“ (Duden Zweifelsfälle 2011: 477) vorzufinden sei, sowie besonders häufig auch <i>bei</i>, die in Kombination mit Akkusativ laut Duden Grammatik (2016: 622) als „veraltet“ gilt (<i>„Die Katze legt sich auf den Herd bei die warme Asche</i> (Grimm)“) und in standardsprachlichem Kontext nur noch innerhalb idiomatisch fixierter Redewendungen vorzufinden sei wie etwa in „<i>Nun aber Butter bei die Fische</i>.“ Ähnlich urteilt auch der Duden Zweifelsfälle (2011: 147), der „<i>bei</i> + Akkusativ“ ebenfalls als „früher gebräuchliche“ Variante einstuft, aber auf das nach wie vor „[r]egional- und umgangssprachlich[e]“ Vorkommen der Konstruktion hinweist: „<i>Komm bei mich! Die Fliegen gehen bei die Wurst. Heute gehen wir bei Tante Emma</i>. <b>Richtig</b> muss hier <i>zu</i> oder <i>an</i> verwendet werden: <i>Komm zu mir! Die Fliegen gehen an die Wurst</i>.“ (Duden Zweifelsfälle 2011: 147; Fettdruck entspricht Blaudruck im Original). Standardsprachlich korrekt gilt <i>bei</i> hingegen in Kombination mit einem Dativ zur Kennzeichnung einer Ruheposition (vgl. Duden Grammatik 2016: 622, Duden Zweifelsfälle 2011: 147). </p>","ergebnisse":"<p class="bodytext">Der Kartenvergleich in (2) illustriert die Frequenzen, die die angegebenen Direktivkonstruktionen auf die Frage nach „möglichen“ bzw. „natürlichsten&quot; Varianten erreicht haben. Dabei decken sich die Karten in erstaunlicher Weise: Sowohl was „mögliche“ als auch „natürlichste“ Direktivpräpositionen im Abfragekontext (<i>kommen</i>-Bewegung in Richtung auf eine Person) betrifft, wird „<i>bei</i> + Pronomen (1. Person)“ in knapp 37% der Fälle (Grundgesamtheit: alle Informantenantworten, Mehrfachantworten möglich) angekreuzt. Diese Variante liegt damit gleich auf mit der auch standardsprachlichen Variante „<i>zu</i> + Pronomen (1. Person)“, die ebenfalls knapp 37% erreicht. Die Variante „<i>nach</i> + Pronomen (1. Person)“ wird in ca. 25% der Fälle als „möglich“ bzw. „natürlichst“ eingestuft. (Obwohl die 1. Sg. in den Stimuli vorgegeben war, wurden in frei formulierten Angaben der Informanten seltener Direktivkonstruktionen mit dem Pronomen der 1. Pl. produziert: <i>bei uns</i>.)</p><p class="bodytext">[[(2) Direktivkonstruktionen: „Mögliche“ versus „natürlichste“ Varianten:: E3_01 E3_01_Z]]</p><p class="bodytext">Beispiele aus den zusätzlich „frei“ niedergeschriebenen SyHD-Antworten sind in (3) einzusehen. Gerade die Beispiele (3d), (3g) und (3h) deuten auf die Problematik der eindeutigen Kasusbestimmungen hin, die nur durch eine umfassende morphologische Analyse der Kasussysteme der hessischen Dialekte gelöst werden könnte.</p><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">(3)</span> SyHD-Belege zur Direktivkonstruktion „<i>bei/zu/nach </i>+<i> mir/mich</i>“ (E3_01) </p></div><div class="indent"><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">a.</span> <i>Wenn kemmeste denn werre mo bi mech?</i> (Spangenberg_Mörshausen_1) </p></div></div><div class="indent"><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">b.</span> <i>Wann kümmeste mo wia tau mek?</i> (Oberweser_Heisebeck_6) </p></div></div><div class="indent"><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">c.</span> <i>Bann kömmste de widder mo zu mir?</i> (Eichenzell_Kerzell_6)</p></div></div><div class="indent"><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">d.</span> <i>Wann kemmst dü werre mu zuh me?</i> (Borken_Arnsbach_6)</p></div></div><div class="indent"><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">e.</span> <i>Wann kümmeste denn mal widder na mik?</i> (Liebenau_Ostheim_3)</p></div></div><div class="indent"><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">f.</span> <i>Wann kemmst du dae werrer mol no mer? </i>(Allendorf_Haine_2)</p></div></div><div class="indent"><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">g.</span> <i>Wanne kemmeste dann werre mol noh me? </i>(Fritzlar_Lohne_3) </p></div></div><div class="indent"><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">h.</span> <i>Wann kümmest De denn mo widder zo mäh? </i>(Espenau_Hohenkirchen_2)</p></div></div><p class="bodytext">Was die areale Verteilung der Präpositionsvarianten betrifft, zeigen die SyHD-Karten in (2) ein recht eindeutiges Bild: Im südlichsten, rheinfränkischen Zipfel (Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis) sowie in der Mitte des Bundeslands Hessen (Kreise Gießen, Wetteraukreis und Vogelsbergkreis bzw. zentral-/osthessisches Übergangsgebiet) treten eindeutig zwei kleinere <i>zu</i>-Areale auf, von denen sich das südliche auffallend mit den Angaben Behaghels (1926) bzw. mit den Befunden aus dem Südhessischen Wörterbuch (1965–1968: Lemma <i>bei</i>) deckt. Im übrigen Zentral- und Osthessischen sowie im östlichen Nordhessischen dominieren hingegen <i>bei</i>-Belege. Die niederdeutschen Dialekte Hessens sowie die westliche Hälfte des Nordhessischen verzeichnen dagegen fast ausschließlich <i>nach</i>-Belege. Die Tatsache, dass erstens die SyHD-Daten mit der bisherigen und deutlich älteren Forschungsliteratur (die zumindest sehr genaue Aussagen bezüglich des Südhessischen trifft) auffallende Parallelen hinsichtlich der arealen Verbreitung der Varianten zeigt, und dass zweitens keine offensichtlichen Differenzen zwischen den „möglichen“ und „natürlichsten“ Nennungen im SyHD-Material vorliegen, deutet auf die Stabilität des hier diskutierten Phänomens hin.</p>","erlaeuterung":"<p class="bodytext">Im Rahmen des SyHD-Projekts wurde den Richtungspräpositionen und ihrer Rektion lediglich eine Aufgabe des Typs Bewertungsaufgabe gewidmet (E3_01), in deren Rahmen die drei Varianten <i>bei</i> + <i>mir/mich</i>, <i>zu</i> + <i>mir/mich</i> und <i>nach + mir/mich</i> im Satz als Alternativen im Trägersatz <i>Wann kommst Du denn wieder mal zu mir?</i> vorgegeben wurden. Als Abfragekontext fungierte somit eine zielgerichtete Direktivkonstruktion in der Funktion eines Adverbialkomplements des Verbs <i>kommen</i>, wobei das Ziel der Subjektsbewegung eine Person darstellt.</p>","literatur":["<p class="bodytext">Behaghel, Otto (1926): Deutsche Satzlehre. Leipzig: Quelle &amp; Meyer.</p>","<p class="bodytext">Brinkmann to Broxten, Eva M. (1986): Stadtsprache – Stadtmundart. Studie zum Gebrauch und zur Funktion mundartnaher Sprachvarietäten in Frankfurt/Main. (Tübinger Beiträge zur Linguistik 289). Tübingen: Narr.</p>","<p class="bodytext">Dellit, Otto (1913): Die Mundart von Kleinschmalkalden. (Laut- und Formenlehre, Syntax und Wortschatz). Marburg: Elwert.</p>","<p class="bodytext">Duden (2016): Duden. Die Grammatik. Unentbehrlich für richtiges Deutsch. 9., vollständig überarbarbeitet. und aktualisierte Auflage. (Duden 4.) Berlin: Dudenverlag.</p>","<p class="bodytext">Duden (2011): Duden. Richtiges und gutes Deutsch. Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle. 7., vollständig überarbeitete Auflage. (Duden 9.) Berlin: Dudenverlag.</p>","<p class="bodytext">E-VALBU = Elektronisches Valenzwörterbuch deutscher Verben. Vom Institut für deutsche Sprache (IDS) in Mannheim. [URL: <a href="http://hypermedia.ids-mannheim.de/evalbu/index.html" target="_blank">hypermedia.ids-mannheim.de/evalbu/index.html</a>]</p>","<p class="bodytext">Hasselberg, Joachim/Klaus-Peter Wegera (1976): Hessisch. 1. Auflage. (Dialekt, Hochsprache, kontrastiv, 1.) Düsseldorf: Schwann.</p>","<p class="bodytext">Hasselberg, Joachim (1979): Differenzgrammatik Mittelhessisch: Hochsprache. Eine Untersuchung dialektspezifischer Kommunikationsbehinderungen von hessischen Schülern. (Beiträge zur deutschen Philologie, Band 45.) Gießen: Schmitz.</p>","<p class="bodytext">Hertel, Ludwig (1988): Die Salzunger Mundart. In: Neue Beiträge zur Geschichte des deutschen Altertums 5 (IV): 1–150.</p>","<p class="bodytext">Lösch, Wolfgang (2001): Merkmale des Dialekts von Gompertshausen in Südthüringen. In: Wolfgang Lösch (Hg.): Beiträge zur Dialektforschung in Thüringen 2001. 1. Auflage. (Beiträge zur Dialektforschung in Thüringen 3): 15–64. Jena, Quedlinburg: Bussert u. Stadeler.</p>","<p class="bodytext">Pfälzisches Wörterbuch (1965–1998): Begründet von Ernst Christmann, fortgeführt von Julius Krämer, bearbeitet von Rudolf Post. Unter Mitarbeit von Josef Schwing und Sigrid Bingenheimer. 6 Bände und ein Beiheft. Wiesbaden: Steiner.</p>","<p class="bodytext">Rheinisches Wörterbuch (1928–1971): Bearbeitet und herausgegeben von Josef Müller, ab Band VII von Karl Meisen, Heinrich Dittmaier und Matthias Zender. 9 Bände. Bonn/Berlin: Klopp.</p>","<p class="bodytext">Spangenberg, Karl (1993): Laut- und Formeninventar thüringischer Dialekte. Beiband zum Thüringischen Wörterbuch. Berlin: Akademie-Verlag.</p>","<p class="bodytext">Südhessisches Wörterbuch (1965–2010): Begründet von Friedrich Maurer nach den Vorarbeiten von Friedrich Maurer, Friedrich Stroh und Rudolf Mulch bearbeitet von Rudolf Mulch (Bände 1–4) und Roland Mulch (Bände 3–6). Marburg: Elwert.</p>",""],"verteilung":"<p class="bodytext">Was die sprachgeographische Verteilung der konkurrierenden Richtungspräpositionen bzw. der mit ihnen gebildeten Direktivphrasen betrifft, enthalten die oben referierten Nachschlagewerke nur sehr eingeschränkte Hinweise, die allenfalls das dem eher norddeutsch verorteten <i>nach</i> betreffen. Weiterführende Hinweise, die insbesondere den westmitteldeutschen Raum betreffen, sind hingegen den großlandschaftlichen Dialektwörterbüchern sowie einigen Funden der v.a. älteren dialektologischen Forschungsliteratur zu entnehmen (für hilfreiche Literaturhinweise danke ich Jürg Fleischer). </p><p class="bodytext">Für die westlichsten westmitteldeutschen Areale bezeugt das Rheinische Wörterbuch das Auftreten der <i>bei</i>-Präposition mit Akkusativ für das Ripuarische (<i>Er es bei seng Mädche gegange</i>. 'Er ist zu seinem Mädchen gegangen‘), das Moselfränkische (<i>Hohl es en Emer Wasser aus dem Kimpel fir b. de Bem!</i> 'Hol mal einen Eimer Wasser aus dem Tümpel für an die Bäume‘) und das Niederfränkische (<i>Sett den Pott b. den Owe!</i> 'Setz den Topf auf den Ofen‘). Auch im Pfälzischen Wörterbuch (1965-1998: Lemma <i>bei</i>) findet sich eine Fülle von Belegen (z.B. <i>kumm mol bei mich</i> 'Komm einmal zu mir‘) vom nördlichsten Punkt Oberndorf bis ins südwestliche Zweibrücken. Südwestlich einer Isoglosse, die sich ungefähr von Worms bis nach Zweibrücken zieht, verzeichnet die Karte 29 aus dem Pfälzischen Wörterbuch hingegen „zu mir“ (s. Pfälzisches Wörterbuch 1965-1998: Karte 29). Was den südhessischen Raum betrifft, findet sich eine zumindest anderthalbseitige Diskussion der <i>bei</i>-Variante in Behaghels Aufsatz „Bei mich“ (Behaghel 1926), der auf den Daten zum Südhessischen Wörterbuch basiert. Seine Angaben decken sich weitgehend mit dem ausführlichen Lemmaeintrag <i>bei</i> im Südhessischen Wörterbuch aus dem Jahr (1965-1968): Neben Ortspunkten in Rheinland-Pfalz – etwa Ingelheim (Kreis Bingen), Zotzenheim (Kreis Bingen), Mainz und Alzey – sind <i>bei</i>-Belege im Südhessischen Wörterbuch etwa für die folgenden Ortspunkte im Süden des Bundeslands Hessen genannt: z.B. Niedermodau (u.a. im Kreis Darmstadt), Oberroden, Groß-Umstadt (u.a. im Kreis Dieburg) und Hainstadt im Odenwaldkreis. Die südlichsten Belege finden sich laut Südhessischem Wörterbuch (1965-1968: Lemma <i>bei</i>) in Güttersbach (Odenwaldkreis) sowie in Lorsch und Bobstadt (an der Bergstraße). „[S]üdl. davon“ sei hingegen „nur zu“ belegt, wobei letzteres „unter dem Einfluß der Schule […] überall vor[dringt].“ (Südhessisches Wörterbuch 1965-1968: Lemma <i>bei</i>). </p><p class="bodytext">Gerade in den Übergangsgebieten, in denen <i>bei</i> und <i>zu</i> koexistieren, finden sich Hinweise in den Wörterbüchern, die von einer feinsemantischen Steuerung der beiden Präpositionen ausgehen: „Das Nebeneinander von <i>bei</i> und <i>zu</i> führte zu Differenzierung: <i>zu mir</i> aus größerer Entfernung; <i>bei mich</i> in unmittelbarer Nähe“ (Südhessisches Wörterbuch 1965-1968: Lemma <i>bei</i>). Diese These wird auch vom Rheinischen Wörterbuch (1928-1971: Lemma <i>bei</i>) vertreten: „Das nhd. <i>zu</i> verwendet die MA. nur, wenn sie die ‘Richtung auf’ andeuten will, <i>bei</i> enthält die Nebenbed. des ‘dicht bei und des Verweilens’, <i>nach</i> wird nur von einem Besuche im Hause gebraucht.“ Weitere Belege für das Bundesland Hessen finden sich in der Literatur für Frankfurt (Brinkmann to Broxten 1986: 24: <i>Ich geh bei mein Vadder</i>), für Salzung (Hertel 1988: 131: <i>ich komm bei dich</i>) sowie für das „Mittelhessische“ und das „Hessische“ allgemein (Hasselberg 1979: 145: <i>komm bei mich</i>, Hasselberg/Wegera 1976: 64: <i>Bei</i> <i>die Eier kam Schinken</i>.). Was das östlich anschließende Thüringische betrifft, finden sich <i>bei</i>-Belege bei Lösch (2001: 53: <i>bei die Soldaten</i>), Spangenberg (1993: 258: <i>komm heute Abend bei mich</i>) und Dellit (1913: 161) für Kleinschmalkalden.</p>","pdfname":"SyHD-atlas_2017_Direktivpraepositionen.pdf"}}