{"phaenomen":{"titel":"Verbcluster","phid":"14","author":"Weiß, Helmut / Schwalm, Johanna","kurzbeschreibung":"<p class="bodytext">Im Deutschen enthält die rechte Verbklammer sämtliche verbalen Prädikatsteile, inklusive des finiten Verbs, wenn dieses nicht (wie in V1- und V2-Sätzen) in der linken Satzklammer steht. Als „Normalregel” für die Abfolge im Verbalkomplex (Verbcluster) gilt laut Duden Grammatik (2016: 484): „Ein infinitregierendes Verb steht unmittelbar nach dem regierten infiniten Verb. Das heißt, die Anordnung der Verbformen entspricht spiegelbildlich den Rektionsverhältnissen […] – die Infinitrektion verläuft von rechts nach links”.</p><p class="bodytext">Konkret ergeben sich für das Standarddeutsche folgende Normalabfolgen für die hauptsächlich vorkommenden 2- und 3-Verbcluster:</p><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">(1) </span>a. <i>Ob jeder ein Buch gekauft hat? </i><span class="tab2">&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; →</span><span class="tab1"> 2–1</span></p><p class="csc-frame-frame1">b. <i>weil man nicht alles gelesen haben muss </i><span class="tab1">→</span><span class="tab1"> 3–2–1</span></p></div>","detailbeschreibung":"<p class="bodytext">Das Deutsche gehört zu den wenigen Sprachen, die bei mehrteiligen Prädikaten Variation in der Abfolge der Verben aufweisen (Kiss/Riemsdijk 2004, Wurmbrand, i.E.). Diese Variabilität bei der Serialisierung gilt als Hauptindikator dafür, dass die Verben ein Cluster bilden (Wurmbrand, i.E.). Ein weiterer Indikator dafür ist der Ersatzinfinitiv (s. Beschreibung dort). Verbcluster lassen sich als kompakte Einheiten definieren, deren Bestandteile zwar umgestellt, (im Normalfall) aber nicht durch intervenierende Elemente aufgespalten werden können. </p><p class="bodytext">Die Clusterbildung geschieht in der rechten Satzklammer. Die Duden Grammatik (2016: 483–486) unterscheidet zwischen einer Normal- und verschiedenen Sonderregeln. Die Normalregel besagt, dass die Abfolge durch die Rektionsverhältnisse festgelegt wird. Danach folgt ein Verb demjenigen Verb, das es regiert, d.h. ein Auxiliar dem Partizip, ein Modalverb dem Infinitiv usw. Durch die Sonderregeln werden die Abweichungen davon erfasst, von denen eine obligatorisch ist und den Ersatzinfinitiv betrifft (Duden Grammatik 2016: 484–485), während die übrigen optional sind. Bei allen Fällen von Nichtendstellung des finiten Verbs innerhalb des Clusters gilt für den Standard jedoch die Verallgemeinerung, dass die restlichen Verben nach der Normalregel angeordnet sind, d.h. möglich sind Abfolgen wie (1)–3–(1)–2–(1), aber nicht (1)–2–(1)–3–(1). &nbsp;</p><div class="indent"><p class="csc-frame-frame1"><span class="grayleft">(2)</span> a. <i>weil man nicht alles gelesen haben wird &nbsp;&nbsp;</i><span class="tab1">→ </span> <span class="tab1">3–2–1 </span></p><p class="csc-frame-frame1">b. <i>weil man nicht alles gelesen wird haben</i> &nbsp;&nbsp;<span class="tab1">→ </span><span class="tab1">3–1–2 </span></p><p class="csc-frame-frame1">c. <i>weil man nicht alles wird gelesen haben &nbsp;</i> &nbsp;<span class="tab1">→ </span><span class="tab1">1–3–2 </span></p><p class="csc-frame-frame1">d. <i>*weil man nicht alles haben wird gelesen </i><span class="tab1"><i> </i>→ </span><span class="tab1">2–1–3 </span></p><p class="csc-frame-frame1">e. <i>*weil man nicht alles wird haben gelesen</i> <span class="tab1"> → </span><span class="tab1">1–2–3</span></p></div><p class="bodytext">Umgangssprachlich und dialektal findet sich ein erhebliches Ausmaß an Variation. Diese kann zunächst durch interne Faktoren gesteuert sein wie die Komplexität (2-, 3-Verbcluster usw.), die Kategorie (Auxiliare, Modalverben, Kausativa, Perzeptionsverben usw.) oder (prosodisch markierter) Fokus (Wurmbrand, i.E.); auch externe Faktoren wie Sprachregister usw.&nbsp; spielen nachgewiesenermaßen eine Rolle (Sapp 2011, Fleischer/Schallert 2011: 169). </p><p class="bodytext">Als fundamental für jede Analyse der Verbclusterbildung gelten die Beobachtungen und Annahmen von Bech (1955), der von einem Schlussfeld ausgeht, das in etwa der rechten Satzklammer entspricht (Schallert 2014: 25), und Abfolgealternationen mit einer weiteren Feingliederung in Ober- und Unterfeld zu erfassen versucht (vgl. dazu und zu späteren Modifikationen des Bechschen Modells Schallert 2014: 19–56).</p><p class="bodytext">In der generativen Syntax befasst man sich mit dem Phänomen unter dem Begriff <i>verb raising</i>. Die zentrale und bis heute diskutierte Frage ist hier, ob es sich bei der Verbumstellung um einen syntaktischen oder einen postsyntaktischen Prozess handelt. Die klassische Analyse dafür stammt von Evers (1975), der die Abfolgealternation über sog. Chomsky-Adjunktion erklärte; eine einflussreiche Weiterentwicklung haben Haegeman/van Riemsdijk (1986) vorgeschlagen, wobei sie sich hauptsächlich auf <i>verb projection raising</i> beziehen – eine Variante, bei der auch nicht-verbale Elemente involviert sind (z.B. <i>weil er gerne hätte die Arie singen wollen</i>). Eine Analyse, in der die Variation wenigsten zum Teil auch auf unterschiedliche Basisabfolgen zurückgeführt wird, stammt von Haider (2003), während Wurmbrand (2001, 2004, i.E.)&nbsp; einen Restrukturierungsansatz vertritt, in dem über eine Inversionsregel (<i>head-final inversion rule</i>) alle Abfolgen von einer Basisabfolge abgeleitet werden. Schallert (2014) entwickelt auf der Basis von Haider (2003) eine optimalitätstheoretische Analyse.</p>","ergebnisse":"<p class="bodytext">Die indirekte Erhebung brachte einige sehr interessante und auch überraschende Ergebnisse. Zu erwarten war, dass bei allen Aufgaben die Normalabfolgen (2–1 bzw. 3–2–1) die besten Ergebnisse erzielen. Diese Erwartung hat sich eindeutig bestätigt. Bei 2-Verbclustern (s. Karte 3) mit Modalverb ist die 2–1-Abfolge auch dialektal (und umgangssprachlich) die am weitesten verbreitete Variante (Dubenion-Smith 2010, Wurmbrand, i.E.), auch wenn die Existenz der Inversionsabfolge für die Dialekte Hessens häufig behauptet wird. Das in E1_13 erhobene Raumbild mit einem klar erkennbaren Schwerpunkt im Osten für die Inversionsabfolge passt hervorragend zu den bisherigen Erkenntnissen, wonach diese charakteristisch für ostmdt. Dialekte ist.</p><p class="bodytext">[[(3) 2-gliedriges Verbcluster :: E1_13]]</p><p class="bodytext">Bei den 3-Verbclustern (s. Kartenkomplex 4) ist die standardsprachliche 3–2–1-Abfolge auch die Normalabfolge in den meisten Dialekten Hessens (E1_17: 67,9%, E4_26: 77,6%). Mit einer so ausgeprägten Dominanz der Abfolge mit Finitum-Endstellung war nicht unbedingt zu rechnen. Trotz der großen Dominanz auf ganz Hessen bezogen lässt sich erkennen, dass die Standardabfolge im Süden noch stärker dominiert als in den meisten übrigen Regionen. Das bedeutet aber keineswegs ein absolutes Nord-Süd-Gefälle, da es auch im Norden Regionen mit überdurchschnittlicher Dominanz der 3-2-1-Abfolge gibt.</p><p class="bodytext">Unerwartet war auch, dass bei beiden Aufgaben zu 3-Verbclustern die Abfolge mit Finitum-Erststellung so wenig akzeptiert werden würde (E1_17: 8,8%, E4_26: 7,4%). Die 3–1–2-Abfolge schnitt dagegen in beiden Aufgaben mit 23,3% (E1_17) bzw. 10,5% (E4_26) relativ gut ab, womit der Befund von Dubenion-Smith (2010: 116–117) zumindest partiell bestätigt werden konnte. Ein erstaunlich gutes Ergebnis erzielte in E4_26 auch die 2–1–3-Abfolge, vor allem im Osten des Untersuchungsgebietes, wo sie im Osthessischen unter allen Zielkonstruktionen mit 33,3% erstaunlicherweise sogar am häufigsten akzeptiert wurde. </p><p class="bodytext">[[(4) 3-gliedrige Verbcluster indirekt erhoben :: E1_17 E4_26]]</p><p class="bodytext">Ein sehr interessanter Befund der drei indirekten Aufgaben ergibt sich, wenn man sämtliche Abfolgen miteinander vergleicht, bei denen das finite V1 in vorletzter Stellung auftritt (also 1–2, 3–1–2, 2–1–3). Die Vorletztstellung des Finitums hat einen ganz ausgeprägten Schwerpunkt im Osthessischen und den angrenzenden Übergangsgebieten zum Nordhessischen, wo vor allem 2-1-3, das nur in E4_26 vorgegeben war, mit 24,3% (vs. durchschnittlich 4,2%) außergewöhnlich gut abschnitt, sowie zum Zentralhessisch-Ostfränkischen, wo 3–1–2 in E1_17 mit 44,9% (vs. durchschnittlich 18,3%) und in E4_26 mit&nbsp; 17,8% (vs. durchschnittlich 9,9%) überdurchschnittlich gut akzeptiert wurden. Im Osthessischen selbst war 3–1–2 bei E1_17 mit 62,2% sogar die absolut dominante Variante und 1–2 in E1_13 mit 42,3 fast gleichwertig. Bei E4_26 schnitt 2–1–3 ebenfalls außergewöhnlich gut ab und 3–1–2 immerhin noch überdurchschnittlich. Deutlicher wird der areale Schwerpunkt im Osten noch bei Betrachtung der absoluten Zahlen: Bei der 2-Verbcluster-Aufgabe kommen 47 von 62 Antworten für 1–2 aus dem Osthessischen und dem zentralhessisch-osthessisch-ostfränkischen Übergangsgebiet; und bei E4_26 wurde 2–1–3 insgesamt 36-mal als möglich genannt, davon allein 24-mal im Osthessischen und im Übergang zum Nordhessischen.</p><p class="bodytext">In der direkten Erhebung (s. Kartenkomplex 5) konnten die Ergebnisse für die 3-Verbcluster im Wesentlichen repliziert werden. So erwies sich die standardsprachliche Normalabfolge 3–2–1 auch hier als klar dominierende Variante: mit 127 aller produzierten und akzeptierten Varianten in DF_09 (= 46,0%) sowie 93 in DF_14 (= 40,6%) übertraf sie alle übrigen Varianten deutlich. An zweiter Stelle landete die 3–1–2-Abfolge (DF_09: 44 bzw. 15,9%; DF_14: 39 bzw. 17,0%) vor der 1–3–2-Abfolge (DF_09: 12 bzw. 4,4%; DF_14: 17 bzw. 7,4%). Von den beiden übrigen Suggerierformen wurde lediglich die 1–2–3-Abfolge einmal spontan genannt (Schlüchtern_Hohenzell_6).</p><p class="bodytext">Die areale Konzentration der Vorletztstellung des Finitums im Osten Hessens konnte in der direkten Erhebung ebenfalls bestätigt werden. Die 3–1–2-Abfolge, die hessenweit zweithäufigste Variante, schneidet besonders in den östlichen Regionen sehr gut ab: In DF_09 wurde sie insgesamt neunmal spontan produziert und 44-mal akzeptiert und davon entfielen allein auf die vier östlichen Regionen (d.h. Osthessisch und die jeweiligen Übergangsgebiete) zwei Drittel der spontan produzierten Antworten und 14 bei den akzeptierten Varianten (also ein Drittel). Ähnlich fiel das Ergebnis in DF_14 aus: drei der sechs spontan produzierten Varianten wurden im Osthessischen (2) und im Übergangsgebiet zum Nordhessischen (1) erhoben und bei den akzeptierten Varianten stammen 15 aus den vier östlichen Arealen (also 38,5%). </p><p class="bodytext">Osthessen erwies sich auch bei der direkten Erhebung als spezielle Region, insofern die Standardabfolge nicht die dominante Variante ist: es dominiert in beiden Aufgaben die 3–1–2-Abfolge und in DF_14 landet sie mit nur drei Akzeptanzen sogar noch hinter der 1–3–2-Abfolge (4-mal akzeptiert) – in DF_09 ist das Ergebnis genau umgekehrt.</p><p class="bodytext">[[(5) 3-gliedrige Verbcluster direkt erhoben:: DF_09 DF_14]]</p><p class="bodytext">Nicht bestätigt werden konnten die Ergebnisse für die 2–1–3-Abfolge, die in der direkten nicht ein einziges Mal akzeptiert wurde (obwohl sechs der Informanten der direkten Erhebung in der indirekten diese noch für möglich gehalten haben und einer sie dort sogar als natürlichste Variante angegeben hat).</p><p style="margin-bottom:3.0pt; line-height:normal" class="bodytext">&nbsp;</p>","erlaeuterung":"<p class="bodytext">Die indirekte Erhebung enthielt drei Aufgaben und die direkte zwei, die sich primär mit Verbclustern beschäftigen. Es handelte sich bei der indirekten Erhebung jeweils um Bewertungsaufgaben, bei denen Zielkonstruktionen vorgegeben waren, aber auch eine eigene Variante notiert werden konnte. In der direkten Erhebung wurde ein Stimulussatz vorgegeben, der in den Dialekt zu übersetzen war, und im Anschluss daran wurden verschiedene Varianten davon nach ihrer Akzeptanz abgefragt.</p><p class="bodytext">E1_13 fragte ein 2-Verbcluster ab, das aus einem finiten Modalverb plus davon abhängigem Infinitiv (<i>heiraten will</i>) bestand. Für diese Kombination wird in der Literatur häufig die Inversionsstellung erwähnt: „Infinitiv und Modalverben werden vertauscht” (Hasselberg/Wegera 1976: 63).</p><p class="bodytext">Die beiden anderen Aufgaben der indirekten Erhebung befassten sich mit 3-Verbclustern und überprüften unterschiedliche Kombinationen. In E1_17 bestand das Cluster aus Partizip, infinitivischem Auxiliar und finitem Modalverb (<i>gelesen haben müssen</i>), in E4_26 aus infinitivischem Vollverb, infinitivischem Kausativum und finitem Modalverb (<i>operieren lassen muss</i>). Für die Kombination aus Modalverb und Infinitiv Perfekt (<i>gelesen haben</i>) wurden drei Abfolgen vorgegeben: 3–2–1 (die standardsprachliche Abfolge, vgl. Duden Grammatik 2016: 484 zu <i>gelesen haben muss</i>), 1–3–2 (u.a. Alemannisch), 3–1–2 (unmarkiert für Bairisch und Westmitteldeutsch).&nbsp; In E4_26, wo ein Verbcluster aus Modalverb, kausativem <i>lassen</i> und lexikalischen Verb vorliegt, wurden einerseits dieselben drei Abfolgen vorgegeben, als vierte Möglichkeit jedoch noch 2–1–3-Abfolge. Für diese wird manchmal behauptet, dass sie bei echten Verbclustern überhaupt nicht vorkommt und es sich bei den angeführten Belegen hauptsächlich mit Perzeptionsverben (z.B. aus dem Alemannischen) um V3-Extraposition handelt: Wurmbrand (2001, i. E.) bezeichnet die 2–1–3-Abfolge in einem dt. Satz wie <i>weil Hans den Ball wollen hat fangen</i> explizit als ungrammatisch. Schmid/Vogel (2004) konnten jedoch die 2–1–3-Abfolge für AUXfin-MOD-V-Cluster im österreichischen Bairisch belegen sowie im Rheiderländer Platt (Niederdeutsch) bei Betonung auf dem lexikalischen Verb (=V3).</p><p class="bodytext">Zu den 3-Verbclustern gab es in der direkten Erhebung ebenfalls zwei Aufgaben. In DF_09 bestand das Verbcluster aus dem finiten Modalverb <i>soll</i> (V1), dem Auxiliar <i>werden</i> (V2) und dem Partizip II <i>abgerissen</i> (V3). Für 3-Verbcluster dieser Art gilt im Standard die Normalregel 3-2-1 (vgl. Duden Grammatik 2016: 484). Das Verbcluster in DF_14 variierte in dem einzigen Punkt, dass hier das Finitum das Konjunktivauxiliar <i>täte</i> war (V2 = <i>werden</i>, V3 = <i>operiert</i>). Als Suggerierformen, nach deren Akzeptabilität gefragt wurde, fungierten jeweils sämtliche Stellungsalternativen – bis auf die Abfolge 2-3-1, die in deutschen Dialekten äußerst selten ist (Schallert 2014: 208, Fn. 37). Im Unterschied zur indirekten Erhebung konnte damit auch negative Evidenz erhoben werden, weil bestimmte Abfolgen potentiell abgelehnt werden konnten (was häufig auch geschah).</p>","literatur":["<p class="bodytext">Axel, Katrin/Helmut Weiß (2010): What changed where? A plea for the re-evaluation of dialectal evidence. In: Breitbarth, Anne et al. (eds.): Continuity and change in Grammar: 13–34. Amsterdam: John Benjamins.</p>","<p class="bodytext">Barbiers, Sjef (2005): Word order variation in three-verb clusters and the division of labour between generative linguistics and sociolinguistics. In: Cornips, Leonie/Karen Corrigan (Eds.): Syntax and Variation. Reconciling the Biological and the Social 265: 233–264. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins.</p>","<p class="bodytext">Bader, Markus/Tanja Schmid (2009): Verb clusters in colloquial German. In: The Journal of Comparative Germanic Linguistics 12: 175–228.</p>","<p class="bodytext">Bech, Gunnar (1955): Studien über das deutsche verbum infinitum. Band 1. Kopenhagen: Munksgaard.</p>","<p class="bodytext">Evers, Arnold (1975): The transformational cycle in Dutch and German. Doctoral dissertation: Utrecht University. Bloomington: Indiana University Linguistics Club.</p>","<p class="bodytext">Dubenion-Smith, Shannon A. (2010): Verbal complex phenomena in West Central German. Empirical domain and multi-causal account. In: Journal of Germanic Linguistics 22,2: 99–191.</p>","<p class="bodytext">Haegeman, Liliane/Henk van Riemsdijk (1986): Verb projection raising, scope, and the typology of rules affecting verbs. In: Linguistic Inquiry 17,3: 417–466.</p>","<p class="bodytext">Haider, Hubert (2003): V-clustering and clause union. Causes and effects. In: Seuren, Pieter/Gerard Kempen (eds.): Verb constructions in German and Dutch: 91–126. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins.</p>","<p class="bodytext">Hasselberg, Joachim/Klaus-Peter Wegera (1976): Hessisch. Dialekt/Hochsprache – kontrastiv. (Sprachhefte für den Deutschunterricht 1.) Düsseldorf: Pädagogischer Verlag Schwann.</p>","<p class="bodytext">Kiss, Katalin É./Henk van Riemsdijk (Hgg.) (2004): Verb Clusters. A study of Hungarian, German and Dutch. (Linguistik aktuell/Linguistics today 69.) Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins.</p>","<p class="bodytext">Mottausch, Karl-Heinz (2009): Historische Syntax des Südhessischen auf der Grundlage der Mundart von Lorsch. (Philologia 137.) Hamburg: Kovač.</p>","<p class="bodytext">Patocka, Franz (1997): Satzgliedstellung in den bairischen Dialekten Österreichs (Schriften zur deutschen Sprache in Österreich 20.) Frankfurt am Main/Berlin/Bern/New York/Paris/Wien: Lang.</p>","<p class="bodytext">Petrova, Svetlana/Helmut Weiß (i.E.): OV vs. VO in Old High German: The case of that-clauses. In: Agnes Jäger/Ferraresi, Gisella /Helmut Weiß (eds.): Clause structure and word order in the history of German. Oxford: Oxford University Press.</p>","<p class="bodytext">Salzmann, Martin (2013): New arguments for verb cluster formation at PF and a right-branching VP. Evidence from verb doubling and cluster penetrability. Linguistic Variation 13,1: 81–132.</p>","<p class="bodytext">Sapp, Christopher D. (2011): The verbal complex in subordinate clauses from medieval to modern German. Amesterdam/Philadelphia: John Benjamins.</p>","<p class="bodytext">Schallert, Oliver (2010): Als Deutsch noch nicht OV war. Althochdeutsch im Spannungsfeld zwischen OV und VO. In: Braun, Christian/Arne Ziegler (Hgg.): Historische Textgrammatik und historische Syntax des Deutschen: 365–394. Berlin/New York: De Gruyter.</p>","<p class="bodytext">Schallert, Oliver (2014): Zur Syntax der Ersatzinfinitivkonstruktion. Typologie und Variation. (Studien zur deutschen Grammatik 87.) Tübingen: Stauffenburg Verlag.</p>","<p class="bodytext">Schmid, Tanja (2005): Infinitival syntax. Infinitivus pro participio as a repair strategy. Amsterdam: John Benjamins.</p>","<p class="bodytext">Schmid, Tanja/Ralf Vogel (2004): Dialectal variation in German 3-verb clusters. A surface oriented OT account. In: Journal of Comparative Germanic Linguistics 7,3: 235–274.</p>","<p class="bodytext">Seiler, Guido (2004): On three types of dialect variation, and their implications for linguistic theory. Evidence from verb clusters in Swiss German dialects. In: Kortmann, Bernd (ed.): Dialectology meets typology. Dialect grammar from a cross-linguistic perspective. (Trends in Linguistics. Studies and Monographs 153): 367–399. Berlin/New York: De Gruyter.</p>","<p class="bodytext">Sells, Peter (1990): VP in Japanese: Evidence from -te complements. In: Hoji, Hajime (ed.): Japanese/Korean Linguistics. Bd. 1: 319-333. Standford: CSLI Publications.</p>","<p class="bodytext">Sperschneider, Heinz (1959): Studien zur Syntax der Mundarten im östlichen Thüringer Wald. (Deutsche Dialektgeographie 54.) Marburg: N. G. Erwert Verlag.</p>","<p class="bodytext">Weise, Oskar (1900): Syntax der Altenburger Mundart. Leipzig: Breitkopf und Härtel.</p>","<p class="bodytext">Weiß, Helmut (1998): Syntax des Bairischen. Studien zur Grammatik einer natürlichen Sprache. (Linguistische Arbeiten 391.) Tübingen: Niemeyer.</p>","<p class="bodytext">Wurmbrand, Susi (2001): Infinitives: Restructuring and clause structure. Berlin/New York: De Gruyter.</p>","<p class="bodytext">Wurmbrand, Susi (2004): West Germanic verb clusters. The empirical domain. In: Kiss, Katalin É./Henk van Riemsdijk (eds.): Verb clusters. A study of Hungarian, German, and Dutch: 43–85. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins.</p>","<p class="bodytext">Wurmbrand, Susi (i.E.): Verb clusters, verb raising, and restructuring. In: Everaert, Martin/Henk van Riemsdijk (eds.): The Blackwell Companion to Syntax. 2nd edition. Volume V. Oxford: Blackwell.</p>",""],"verteilung":"<p class="bodytext">Sieht man vom Ungarischen ab (sowie von ganz wenigen weiteren Sprachen wie Japanisch oder Koreanisch, vgl. Sells 1990), ist Verbclusterbildung der beschriebenen Art eine Eigenschaft kontinentalwestgerm. Sprachen und Dialekte (inkl. Afrikaans) (Wurmbrand, i.E., Schallert 2014, u.v.a.m.). Verbclusterbildung ist im Deutschen seit ahd. Zeit und für alle Epochen danach belegt (zur Diachronie vgl. u.a. Sapp 2011, Schallert 2010, Axel/Weiß 2010, Petrova/Weiß, i.E.).</p><p class="bodytext">Auf der Ebene der Standardsprachen unterscheiden sich Deutsch und Niederländisch beträchtlich, insofern bei 3-Verbclustern die Normalabfolge im Deutschen 3–2–1 (s. oben) ist, im Niederländischen dagegen die spiegelbildliche Abfolge 1–2–3 (Wurmbrand, i.E.). Auf der dialektalen Ebene existiert weit mehr an Variation und alle logisch möglichen Abfolgen (in 3-Verbclustern sind es sechs) lassen sich in Dialekten nachweisen (Schmid/Vogel 2004, Schmid 2005 – für ndl. Dialekte vgl. Barbiers 2005), auch wenn manche auf bestimmte Kombinationen beschränkt und daher eher selten sind. So kommt die 2–1–3-Abfolge laut Schallert (2014: 200-232, vgl. auch Salzmann 2013) nicht mit Kausativen und Modalverben, sondern in der Hauptsache nur mit (benefaktiven und) Perzeptionsverben (<i>dass er … gehört hat schreien</i>) vor, kann aber in dieser Kombination für das Alemannische als „Leitvariante” (Schallert 2014: 205) gelten und ist auch im Bairischen üblich (fraglich ist eher, ob bei dieser Verbgruppe überhaupt Clusterbildung vorliegt oder nicht doch eher V3-Extraposition, vgl. Wurmbrand 2004: 47). In den ndl. Dialekten ist die 2–1–3-Abfolge mit Modalverben ebenfalls nicht belegt (Barbiers 2005). </p><p class="bodytext">Einzelne Abfolgen sind nicht nur auf bestimmte Kombinationen beschränkt, sondern zusätzlich auch auf Dialekträume. So ist bei 2-Verbclustern die invertierte 1–2-Abfolge typisch für ostmitteldeutsche Dialekte (Weise 1900: 154, Sperschneider 1959: 75–76), ist aber auch anderswo belegt (z.B. in Teilen des Bairischen, vgl. Patocka 1997, Weiß 1998: 51, Hessischen, vgl. Hasselberg/Wegera 1976: 63, oder der Deutschschweiz, vgl. Seiler 2004). Bei 3-Verbclustern ist die Mittelstellung des Finitums ein bairisches Charakteristikum (Patocka 1997, Weiß 1998: 51–53, Bader/Schmid 2009: 176), sie ist aber nach der Korpusstudie von Dubenion-Smith (2010: 116-117) auch in westmd. Dialekten die häufigste Abfolge. Die 1–2–3-Abfolge, die im Standardniederländischen grammatisch ist, ist z.B. auch sehr typisch für die Deutschschweiz bzw. generell für Alemannisch (Seiler 2004, Schallert 2014) und die 1–3–2-Abfolge, die bei Verbclustern mit Ersatzinfinitiv standardsprachlich ist, begegnet auch häufig in obdt. Dialekten (Schallert 2014: 212). Für die Dialekte Hessens wird eine Tendenz zur Nichtendstellung des Finitums häufig berichtet (u.a. bei Hasselberg/Wegera 1976: 63, Mottausch 2009: 281).</p>","pdfname":"SyHD-atlas_2017_Verbcluster.pdf"}}